Meine Heizung und die Co2 – Debatte ..​.

Eigenheim-Besitzer kennen das: Steigende Heizkosten. Sicher kann man über Dämmung einiges erreichen, aber bei Bestandsgebäuden – je nach Alter und Substanz – ist das wirtschaftlich und physisch riskant. Aus meiner langjährigen IT-Projekt-Erfahrung heraus bin ich also diversen „Experten“ (Energieberater, Dämmungs-Profis, Heizungs-Verkäufer, Architekten, usw.) unangenehm kritisch begegnet. Der RTFM-Trick half dabei (erfahrungsgemäß) enorm. 

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Das betrifft eben nicht nur Computer, sondern auch Heizungssysteme und physikalische Effekte bei z.B. „roten Hohllochziegeln“, die im Altbauteil meines Hauses verbaut wurden und mit Taupunktverschiebungen langfristig nun mal nicht zurecht kommen. Auch der geringere Lichteinfall nach Dämmung ist ungünstig für s Wohlbefinden. Ende 2009 hatte ich mir eins meiner Lebensziele erfüllt. Ein Eigenheim. Es war grösser als geplant, aber Lage und Grundstück waren verführerisch optimal und der Preis in Relation vertretbar, eine faktisch gute TCO. Nun ist es in der Fläche gebaut, etwa 240 qm im Erdgeschoss, teilweise Keller darunter und ein kleiner Teil des Daches begehbar ausgebaut. Der größte Teil des Daches ist nicht nutzbar, da – warum auch immer – die Firsthöhe brutto mit 1,80 sehr niedrig ist.

Das Haus wurde 1957 gebaut und das Dach als Kalt-Dach, also nur Sparren, Lattung und Tonpfannen. o.k. – durch die Zwangslüftung hält es nahezu ewig und ist sturmfest. Immerhin. Die Decke ist gerade mal 13 cm dick, teilweise sogar nur 10 cm und der Ursprungsbau (ca. 60% der Fläche) nicht gedämmt. Energetisch also eine Katastrophe. Genau wie die Gas-Rechnung im zweiten Jahr der Bewohnung. Satte 5.700 Euro. Ein Schock, da ja Gaspreise tendenziell eher steigen. Da die vorhandene Heizung nicht nur optisch ein verdächtig großer alter Trümmer war, kaufte ich eine neue. Eine (angeblich) moderne Brennwert-Therme eines namhaften Marktführers.

Teuer, aber zunächst ein gutes Gefühl.

Instinktiv beobachtete ich voll froher Erwartung den Balgenzähler für den Gasverbrauch. Es wurde nicht besser. Frust und Sorge kamen auf. RTFM und Instinkte sollten es lösen. Als Erstes machte ich mich an die Hydraulik, da in dem Haus versionsbedingt sechs verschiedene Heizkörpersysteme verbaut sind. Da ist vom alten 50er Jahre Gusseisen-Heizkörper (übrigens traumhafte Endgeräte !) über Boden-Konvektoren bis zur Fußbodenheizung alles dabei. 

Nach monatelanger präzise dokumentierter Justage an den Rücklaufventilen war das endlich gelöst und neben mehr Raumtemperatur sank die Umdrehungsgeschwindigkeit des Balgenzählers. Das nächste war dann die Therme selbst. Der erste Installateur hatte wohl an Schulungskosten gespart und so habe ich kurzerhand die Konfiguration selbst geändert. Man ahnt ja nicht, was man in den (Un-)Tiefen einer Heizungssteuerung so findet. Am Ende landete ich – gegen zahlreiche Aussagen sogenannter Experten – bei 3.300 Euro pro Jahr, also satte 40% Ersparnis – nur durch Lesen, Verstehen und Umsetzen. Ohne Dämmung.

Das ist aber noch nicht alles.

Die neue Heizung war etwa alle 2 Jahre kaputt. Natürlich immer im Winter. Nein, das lag nicht an meinen Eingriffen und regelmäßig gewartet war sie auch. Sie war einfach nicht gut. Aber teuer. Vermutlich haben zu viele Berater beim Hersteller ominöse Kostensenkungen durchgesetzt, die sich am Ende in der Materialqualität zeigen.

Ende September 2020 dann der Knall.

Sonntags um 4:30 weckte uns ein lautes Geräusch und siehe da: die Heizung brannte. Da guckt man -noch müde- ziemlich schmal. Flugs Gashahn zu und Schlimmeres verhindert. Den vorhandenen Feuerlöscher nutzte ich bewusst nicht – es bleibt ein versauendes Mittel letzter Wahl. Eine Mail an den Hersteller brachte mir zwar zügig einen Ingenieur zur Prüfung, aber ohne Ergebnis und mit Schuldzuweisungen an den jährlich wartenden (sehr kompetenten) Installateur. Typisches Hersteller-Verhalten.

Ich rief dann erzürnt einen alten Freund an, der mittlerweile selber Eigentümer eines Heizungsherstellers ist, der mir sofort und unkompliziert half. So kam ich in wenigen -zudem gerade kalten- Tagen in den Besitz einer eher unbekannten, aber preis-attraktiven Marke (MHG aus Buchholz). Und ich staune täglich mehr über das Ergebnis: Eine extrem laufruhige Therme in überragender Materialqualität und abschließend die Überraschung:

Noch nie drehte der Balgenzähler so langsam wie heute – bei obendrein nun angenehmen 2 Grad mehr Raumtemperatur als früher. Meine aktuelle Hochrechnung schätzt nun etwa 2.850 Euro pro Jahr. Total also mittlerweile minus 50% Gaskosten und CO2-Erzeugung bei mehr Wohnqualität. Noch immer ohne Dämmung.

Mal sehen, wie sich das nun neue, voll gedämmte Dach (eine andere Story – Dank eines begnadeten Dachdeckers) und die anstehenden Inverter-Wärmepumpen, angetrieben durch die ultramoderne Photovoltaik-Anlage so auswirken werden. Einfach Machen. tbc …​